Er findet keinen Schlaf, keinen Trost, keine Worte für den Schmerz – so beschreiben Freunde von Mick Jagger gegenüber britischen Medien den derzeitigen Gemütszustand des Rockstars. Seit der 70-Jährige vom Freitod seiner langjährige Lebensgefährtin L’Wren Scott erfahren habe, sei er untröstlich, will etwa die britische „Daily Mail“ wissen.
Persönlich hatte sich der Frontmann der Rolling Stones so zu seinem Verlust geäußert. „Ich werde sie niemals vergessen“, schrieb der Sänger auf seiner Internetseite. „Ich habe immer noch große Probleme, zu verstehen, wie meine Geliebte und beste Freundin ihr Leben so tragisch beenden konnte.“
Statt der regulären Startseite ist ein Foto der Modedesignerin, mit der Jagger 13 Jahre lang liiert war, auf schwarzem Hintergrund zu sehen. „Wir haben viele wunderbare Jahre zusammen verbracht und uns gemeinsam ein schönes Leben aufgebaut. Sie hatte eine große Präsenz, und ihr Talent wurde sehr bewundert, nicht zuletzt von mir.“
Bewegende Worte, die gleichzeitig von der großen Ratlosigkeit angesichts dieser Verzweiflungstat zeugen. Ein „Rolling Stone“ in Trauer: Britischen Medien zufolge würden sich nicht nur seine Familie – derzeit sind unter anderem seine Töchter Georgia May und Elizabeth an seiner Seite –, sondern auch die anderen Mitglieder der Band große Sorgen um den Sänger machen.
Alle Auftritte vorerst abgesagt
Musiker Ron Wood etwa wird mit den Worten zitiert: „Das sind schreckliche Nachrichten und es ist nun wichtig, dass wir alle zusammenhalten, um Mick zu unterstützen.“ Bis auf weiteres sind alle Auftritte der Rolling Stones abgesagt, so etwa die gesamte Australien-Tournee der Altstars, die in Kürze starten sollte.
Die 49-Jährige L'Wren Scott wurde am Montag tot in ihrem Apartment in Manhattan (New York) aufgefunden, sie hatte sich selbst erhängt, wie US-Behörden am Mittwoch nach einer Untersuchung offiziell mitteilten. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Umso stärker schießen Spekulationen über den Freitod des hoch gewachsenen (1,94 Meter) Ex-Models ins Kraut.
Britische, aber auch US-amerikanische Medien spekulieren über die möglichen Motive der ehemaligen Stylistin, die in den vergangenen Jahren auch mit ihrem eigenen Modelabel Furore gemacht hatte.
Unter anderem Schauspielerin Nicole Kidman gehörte zu den Fans von Scotts raffiniert gerafften Kleidern. Medienberichten zufolge hatte die in Großbritannien gemeldete Firma LS Fashion Ltd jedoch finanzielle Probleme und Scott Schulden in Millionenhöhe.
Das Jahr 2012 etwa sei mit einem Minus von mehr als 3,5 Millionen Pfund (etwa 4,2 Millionen Euro) abgeschlossen worden, im Jahr davor waren es minus 2,5 Millionen Pfund, wie aus einer öffentlichen Datenbank des britischen Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Die Schulden beliefen sich demnach auf rund eine Million Pfund, obwohl auch Vermögen etwa im selben Umfang vorhanden gewesen sei.
Ob überhaupt und wenn ja, mit wie viel Geld der vermögende Rockstar seine Geliebte unterstützt hat, wird nun zwar spekuliert, ist aber offiziell nicht bekannt. Wohl aber, dass L’Wren Scott US-Medienberichten zufolge bereits seit Monaten an Depressionen gelitten haben soll.
Schwester meldet sich zu Wort
Auch Familienmitglieder der 49-Jährigen, die als Kind von einer Mormonenfamilie adoptiert und aufgezogen wurde, meldeten sich unterdessen zu Wort, so etwa ihre vier Jahre ältere Schwester Jan Shane, die offenbar mit der „Daily Mail“ gesprochen hat. Die 53-Jährige lebt noch immer in Utah, ist verheiratet und hat acht Kinder geboren.
Zu Laura „Luann“ Bambrough – so der bürgerliche Name von L’Wren Scott – hatte sie zwar schon seit Jahren schon keinen Kontakt mehr, dennoch will sie in einem Interview mit der „New York Daily News“ angeblich wissen, an was es ihrer Adoptivschwester gemangelt habe: Die habe sich im Geheimen nach Geborgenheit und einer eigenen Familie gesehnt. „Tief drinnen hat sie sich eine Familie und Kinder gewünscht“, sagt Shane weiter.
„Und es beschäftigte sie sehr, dass sie mit Mick keine hatte.“ Die hohen Schulden von Scott hält sie für keinen ausreichenden Grund für ihre Schwester, sich das Leben zu nehmen. „Solche Summen waren gar nichts für sie.“
Trennung vor dem Selbstmord? „Völliger Blödsinn“
Scotts langjährige Freundin Cathy Horyn erinnert sich hingegen nur zu gut an die Sorgen und Ängste, die die Modedesignerin in ihren letzten Tagen geplagt haben sollen. In ihrem in der „New York Times“ erschienen Nachruf sprach die 57-jährige ehemalige Modekritikerin über L'Wrens große Enttäuschung darüber, mit ihrem gleichnamigen Modelabel gescheitert zu sein.
Ihr luxuriöser Lebensstil ließ sich nicht mit dem bescheidenen Profit finanzieren, den ihre exquisiten und teuer produzierten Kollektionen erbrachten. So wurde die auf elegante Abendmode spezialisierte Marke L’Wren von Kritiken zwar hoch gelobt und von Stars wie Nicole Kidman und Amerikas First Lady Michelle Obama auch regelmäßig getragen, ein Verkaufsschlager waren die Kleider aber bei weitem nicht.
Als der Schuldenberg auf sechs Millionen Dollar angewachsen war, musste Scott auch die Präsentation ihrer jüngsten Entwürfe absagen – erklärt wurde dies nach außen hin mit „Lieferproblemen“ Anschließend habe sie sich, so will es zumindest Horyn wissen, auf die Abwicklung ihrer Marke vor.
Laut Horyn war dies eine massive Belastung für ihre Freundin. Auch habe sie nicht erneut ihren Lebenspartner um finanzielle Unterstützung bitten wollen. Gerüchte, der Rockstar habe sie kurz vor ihrem Tod verlassen, bezeichnete Horyn in ihrem Nachruf als „völliger Blödsinn.“
